Selbstdisziplin durch Selbstliebe

Selbstdisziplin - eine neue Sichtweise:

Das Wort Disziplin erweckt in der Regel keine freudvollen Assoziationen. Es wird in den Köpfen Vieler mit Bestrafung, Entsagung und Härte gegen sich selbst in Verbindung gebracht. Auch die Definition des Cambridge Wörterbuchs, die da lautet, Disziplin sei „eine Praxis, die sicherstellt, dass die Menschen Regeln befolgen und keine Probleme verursachen“, hilft nicht dabei, dem Begriff mehr Heiterkeit zu verleihen.

Ein Blick auf die Wurzeln des Wortes bringt jedoch einen anderen Aspekt zum Vorschein, der mehr dem inneren Kern entspricht: Disziplin ist aus dem lateinischen „disciplina“, das „Anweisung und Training“ bedeutet, abgeleitet. Dieses wiederum gehört zum Wortstamm discere – „lernen“.

Selbstdisziplin bedeutet also unter anderem, dass man sich einem Trainings- oder Lernprozess unterzieht.

Die Basis von Selbstdisziplin sollte Selbstliebe sein. Diese Verknüpfung wirft ein völlig anderes Licht auf das Wort mit dem schlechten Ruf. Wenn wir z.B. sagen, dass wir uns selbst lieben, impliziert dies, dass wir uns selbst gegenüber liebevolles Verhalten zeigen. Es bedeutet auch, dass wir sofortige Befriedigung verschiedener Gelüste für einen Moment zurückstellen können, um etwas weitaus Größeres zu manifestieren, oder, dass wir „nein“ zu Dingen sagen können, die uns nicht guttun.

In diesem Sinne ist Disziplin keine Zwangsjacke, sondern ein Weg in die Freiheit.

Wir lieben uns selbst genug um „Ja“ zu unseren Zielen, Plänen und Visionen, die wir für uns selbst gesteckt haben, zu sagen und diese zu verfolgen.

Mit innerer Freundlichkeit zu nachhaltigen Ergebnissen

Als Kinder konnten wir uns die Art, wie wir diszipliniert wurden, nicht aussuchen. Vielleicht wurde Gewalt, Härte oder Beschämung eingesetzt um Disziplin zu erzwingen, während an anderer Stelle Disziplin mit unterstützenden und ermutigenden Methoden gefördert wurde. Die erste Variante schürt in den meisten Fällen Gefühle von Angst, Scham, Ressentiment und Ärger. Im Ergebnis führt die Herangehensweise oft entweder zu der Tendenz mit eiserner Hand gegen sich selbst vorzugehen, um die eigenen oder die Erwartungen anderer zu erfüllen (um geliebt zu werden) oder zu vollständiger Disziplinverweigerung.

Als Erwachsene können wir selbst entscheiden, auf welche Weise wir uns selbst disziplinieren.

Unabhängig davon, ob wir vorhaben mit einem neuen Übungsprogramm zu beginnen, eine Arbeit zu verrichten, die wir hinausgeschoben haben oder gesündere Gewohnheiten zu entwickeln, werden wir immer besser damit fahren, wenn wir mit einer sanften, liebevollen Haltung an die Unternehmungen herangehen. Wenn wir auf dieser Basis der inneren Freundlichkeit stetig und konsequent arbeiten, entfalten sich unsere Stärken und Talente ganz natürlich und bringen die gewünschten Resultate.

Es ist ratsam, vor einer „Selbstdisziplinierungsmaßnahme“ die eigenen diesbezüglichen Emotionen zu hinterfragen und festzustellen, ob sie mit Scham oder Ärger oder mit gesundem Fokus, der auf Selbstwert basiert, verbunden sind. Die Motivation sollte ebenfalls überprüft werden, sodass Klarheit darüber besteht, warum man die Aufgabe überhaupt verrichten will. Dann gilt es, die jeweilige Tätigkeit mit innerer Präsenz und Liebe zu füllen und sie in einem möglichst entspannten Grundmodus auszuführen. In diesem Moment hat das Wort Disziplin seinen Schrecken verloren.

Weitere Tipps

Um Selbstdisziplin langfristig tragfähig zu gestalten, lohnt es sich, eine klare Praxis der Selbstbeobachtung zu etablieren. Bemerke täglich, welche Impulse auftauchen, welche Gelüste oder Vermeidungsmechanismen sich melden und welche Handlungen dich deiner Ziele näherbringen oder davon abhalten. Frage dich dabei freundlich: Welche Bedürfnisse stecken dahinter? Ist der Drang wirklich notwendig, oder handelt es sich um vorübergehende Befriedigung? Welche Werte stehen hinter meinem Ziel und wie kann ich diesem Wert treu bleiben, ohne mich selbst zu verurteilen?


Zusätzlich kann eine ritualisierte Start- oder Endroutine helfen. Zum Beispiel eine fünfminütige Atemübung, wie z.B. „Energie vom Himmel aufnehmen“ aus dem Tian Tao Yoga oder ein kurzes Affirmationsstatement, das dich daran erinnert, dass du dich selbst respektierst und mit Liebe an deine Aufgabe herangehst. Solche Rituale setzen einen sanften Anker, der Stress reduziert und den Fokus auf das Wesentliche lenkt.
Erlaube dir Pausen. Selbstdisziplin bedeutet nicht, rund um die Uhr zu leisten. Pausen geben dem Körper und dem Geist Zeit, sich zu regenerieren, was die Nachhaltigkeit deiner Bemühungen stärkt. In der Pause kannst du reflektieren, was bisher gut funktioniert hat und welche Anpassungen sinnvoll sind, ohne dich selbst zu bestrafen.

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