Eine Frage, die mir in letzter Zeit vermehrt begegnet – vor allem in meiner Beratungstätigkeit – lautet: „Wie finde ich meine eigentliche Lebensaufgabe?“ Oft liegt dem eine Empfindung zugrunde, dass man im bisherigen Leben einen Teil von sich übersehen oder einem Weg gefolgt ist, der stärker von der Erwartung anderer als von der eigenen inneren Absicht geprägt war. Oder dass man das, was man in sich fühlt, nie konsequent verfolgt und zur Blüte gebracht hat.
Vielleicht war der Fokus des Lebens bis zu einem bestimmten Punkt in Ordnung und brachte Erfüllung, doch nun steht eine neue Etappe bevor. Dabei wird oft übersehen, dass die Herausforderungen in Privatleben, Familie und Beruf bereits integraler Bestandteil unserer Lebensaufgabe sind.
In vielen Fällen bedeutet Lebensaufgabe nicht zwangsläufig, spektakuläre Taten zu vollbringen oder heroisch zu erscheinen. Es gibt jedoch Menschen mit einem entsprechenden Seelenplan, der – wenn vorhanden – sichtbar gelebt wird.
Doch letztlich geht es bei allem Tun um die Entwicklung einer bestimmten Qualität in unserem Inneren. Das, was wir innerlich kultivieren, nehmen wir mit, wenn wir dieses Leben verlassen. Selbstverständlich gehe ich hier von der Annahme aus, dass das umfassendere Sein mehr umfasst als die materielle Welt; wäre dem nicht so, bräuchte man sich überhaupt nicht die Frage nach der Lebensaufgabe zu stellen.
Meiner Ansicht nach ist der Kontakt zu sich selbst essenziell, damit das volle Potenzial der eigenen Lebensaufgabe zur Entfaltung kommt. Wenn wir in irgendeiner Form im Hamsterrad gefangen sind, fehlt dieser Kontakt meist – dann gleicht unser Sein eher einem verstimmten Instrument. Doch sobald wir uns auf unsere Seelenabsicht einstimmen, zeigt sich dies auf vielfältige Weise: Manche empfinden Inspiration, andere Zufriedenheit oder zumindest eine tiefe Sinnhaftigkeit in allem Erlebten.
Auf dem Weg der aktiven Energiekultivierung tauchen darüber hinaus weitere innere Empfindungen auf, verbunden mit der Aktivierung der feinstofflichen Energiezentren und subtilerer Körperschichten.
Auf dem Pfad der aktiven Energiekultivierung kommen eine Reihe von weiteren inneren Empfindungen dazu, die mit der Aktivierung der feinstofflichen Energiezentren und subtileren Körper in Zusammenhang stehen.
Diese Erfahrungen, die manchmal als „Bliss“-Zustände bezeichnet werden, korrespondieren mit den höheren Ebenen unserer physischen, emotionalen und mentalen Natur. In diesen erweiterten Zuständen können wir ekstatische oder intensive Gefühle der Liebe und des Glücks erleben. Zudem ist es möglich, eine profunde Stille und Ausdehnung des Geistes in andere Ebenen wahrzunehmen und die zugrundeliegende Einheit alles Lebens zu realisieren.
Unsere Welt ist derzeit so stark auf Materielles ausgerichtet, dass solche Erfahrungen außerhalb der Norm liegen. Doch als menschliche Wesen sind wir dazu fähig und es liegt in unseren seelischen Möglichkeiten, diese Erfahrungen zu machen.
In der Praxis fällt es oft schwer, den feinen Unterschied zwischen äußeren Rollen und der inneren Lebensabsicht zu erkennen. Ein hilfreicher Weg ist daher, regelmäßig einen stillen Moment der Innenbilanz zu wagen: Welche Werte möchte ich heute vertreten? Welche Handlung entspricht meinem inneren Ja stärker als anderen Erwartungen? Solche Fragen helfen, das Bewusstsein für die eigene Lebensaufgabe zu schärfen, ohne sich von äußeren Maßstäben verrückt machen zu lassen.
Eine weitere Schiene besteht darin, dem Alltag eine neue Qualität zu geben: Anstatt Aufgaben lediglich abzuhaken, können wir versuchen, ihnen einen sinnstiftenden Kontext zu geben. Warum tue ich diese Tätigkeit? Welche positive Wirkung hat sie auf mich selbst, auf andere oder auf das Umfeld? Wenn wir Tätigkeiten so neu interpretieren, wird aus Routine oftmals ein Ausdruck unserer Seelenabsicht.
Im Zusammenspiel mit der energetischen Arbeit lassen sich diese Erkenntnisse vertiefen: Bewusstes Atem- und Achtsamkeitstraining kann den Kontakt zu den inneren Zentren stärken und Energien leichter fließen lassen. Achtsamkeit kann helfen, Muster zu erkennen, die uns im Hamsterrad festhalten, und neue Optionen sichtbar machen.
Es ist auch hilfreich, die Perspektive zu wechseln: Nicht alle Antworten finden sich sofort. Manchmal zeigt sich die Lebensaufgabe schrittweise, indem sich kleine, konsistente Handlungen zu einem größeren Sinn verbinden. Geduld mit dem Prozess ist daher kein Luxus, sondern Teil der Reise.
Schließlich kann der Blick nach außen bereichernd sein: Gespräche mit vertrauten Menschen, Coaching oder therapeutische Impulse können neue Facetten der eigenen Lebensaufgabe ans Licht bringen. Gemeinsam können wir Anteile entdecken, die im Alltag oft unsichtbar bleiben, und Wege finden, sie mutig in das Leben zu integrieren.
Damit bleibt die Lebensaufgabe kein abstraktes Konzept, sondern ein lebendiger Prozess, der sich in jedem Moment neu gestalten lässt – durch Achtsamkeit, innere Klarheit, energetische Arbeit und mutiges, wenn auch behutsames Handeln im Alltag.
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